Expertinnen


  05.03.2022 - 09:31     Expertinnen

„Stereotype aufbrechen und Vorbilder schaffen“

Exzellenten Frauen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft eine Plattform bieten. Innovationen ein weibliches Gesicht geben. Ideen und Erfindungen mit Frauen verbinden. Diese Idee ist der Ausgangspunkt für die Plattform #Innovative Frauen, die heute am Frauentag, den 8. März 2022 online geht. Wir haben mit der Initiatorin Carola Herbst über Anspruch, Ziele und weitere Angebote der Initiative gesprochen.

Carola Herbst
Carola Herbst by www.kompetenzz.de

Was waren Eure Beweggründe, die Plattform #Innovative Frauen ins Leben zu rufen?

Wir im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz) arbeiten seit fast 25 Jahren in unterschiedlichen Projekten zum Thema Chancengleichheit. Girls’Day und Boys’Day gehören beispielsweise dazu, ebenso die Initiative „klischeefrei“ und „Komm, mach MINT.“ Obwohl sich bereits vieles zum Besseren verändert hat, sehen wir, dass die reale Gleichstellung von Frauen und Männern nach wie vor nicht erreicht ist und es hier noch viel zu tun gibt.

Konkret im Bereich der Sichtbarkeit ist es beispielsweise so, dass Frauen nach wie vor seltener in die mediale Berichterstattung einbezogen werden als ihre männlichen Kollegen. Das gilt übrigens auch in den Bereichen, in denen mehr Frauen als Männer arbeiten. Um vielfältige Ideen zur Lösung von Problemen und Zukunftsfragen zu erhalten, ist es jedoch dringend erforderlich, die Sichtweisen von Frauen und ihre Herangehensweisen an Probleme einzubeziehen. Auch in Führungspositionen sind Frauen noch immer unterrepräsentiert – sie stellen aktuell nur knapp jede dritte Führungskraft.

Ich selbst habe viele Jahre im Projekt „Komm, mach MINT.“ gearbeitet und dabei immer wieder festgestellt, dass es neben dem Aufbrechen von stereotypen Rollenbildern ungemein wichtig ist, weibliche Vorbildfrauen in Projekte und Initiativen einzubinden. Sie dienen nicht nur als Identifikationsfiguren, sondern steigern auch die Attraktivitätswahrnehmung von z.B. MINT-Berufen und weiblichen Karrieren. Außerdem machen sie jungen Frauen Mut, die eigenen beruflichen Ideen, Wünsche und Erwartungen umzusetzen und vermitteln ihnen Selbstbewusstsein und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.

All das zusammengenommen hat uns dazu bewogen, uns mit der Idee einer Plattform für innovative Frauen auf die Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Themenschwerpunkt „Innovative Frauen im Fokus“ zu bewerben.

Und wie kann eine Webplattform da Abhilfe schaffen?

Indem wir innovative Frauen mit unterschiedlichen Karriere- und Berufswegen über die Plattform sichtbar machen, schaffen wir in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Leistungen und Potentiale von Frauen. Damit wollen wir erreichen, dass Frauen in allen Berufssparten und auf allen Karrierestufen als selbstverständlich wahrgenommen werden und sie gleichzeitig darin bestärken, ihre Ideen, Forschungsvorhaben und Visionen weiter zu verfolgen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist natürlich die Zusammenarbeit mit Medien, Journalist*innen, Redakteur*innen und Veranstaltungsmanager*innen. Sie alle sind aufgerufen, in der Datenbank von #InnovativeFrauen nach Expertinnen zu recherchieren und diese direkt für Interviews, Vorträge, Moderationen oder Podiumsdiskussionen anzufragen.

Wer kann sich bei Euch eintragen?

Exzellente Wissenschaftlerinnen, Forscherinnen und Leistungsträgerinnen sowie junge, aufstrebende Innovatorinnen können sich auf unserer Website www.innovative-frauen.de in eine Datenbank eintragen und so mit ihren Leistungen und Potentialen sichtbar werden.

Dabei geht es uns vor allem darum, die große Vielfalt an innovativen Frauen vorzustellen. Wir wollen zeigen, was diese Frauen antreibt, wie sie Zukunft mitgestalten und Lösungen für Probleme finden. Wir haben zum Beispiel eine Gründerin dabei, die kleine, kostengünstige und trotzdem sehr hochwertige Solarsysteme produziert, die überall dort zum Einsatz kommen können, wo es noch kein flächendeckendes Stromnetz gibt und Menschen keinen Zugang zu elektrischer Energie haben. Andere Frauen aus unserer Datenbank beschäftigen sich mit neuen Mobilitätskonzepten oder Biodiversität in unseren Städten. Wieder andere verorten wir im Bereich der sozialen Innovationen. Sie unterstützen mit ihren innovativen Ideen Jugendliche, Erwachsene oder auch konkret ältere Menschen dabei, Zugang zu Bereichen zu erhalten, die ihnen sonst verschlossen bleiben würden – beispielsweise, indem sie ihnen die Möglichkeit bieten, ihre Talente in unterschiedlichen Bereichen auszuprobieren oder indem sie deren digitale Kompetenzen erweitern.

Ihr verknüpft Euch sehr bewusst mit anderen Plattformen – darunter auch mit Speakerinnen.org. Wie seht Ihr #InnovativeFrauen innerhalb der bestehenden Initiativen und Datenbanken?

Bevor wir #InnovativeFrauen beantragt haben, haben wir eine umfassende Bestandsaufnahme gemacht, die uns gezeigt hat, dass es bereits einige sehr gute Plattformen gibt, auf denen sich Frauen mit ihren Ideen, Potentialen und mit ihrer Expertise vorstellen können. Einige, wie beispielsweise Speakerinnen.org, sind sehr breit aufgestellt und bieten vielen Frauen die Möglichkeit, sich einzutragen. Andere wiederum konzentrieren sich auf promovierte und habilitierte Wissenschaftlerinnen.

Unser Ziel ist es, die vorhandenen Expertinnen-Datenbanken sinnvoll zu ergänzen. Deshalb legen wir mit #InnovativeFrauen den Fokus auf die Sichtbarmachung von Frauen, die eine innovative Idee oder ein innovatives Produkt entwickelt, beziehungsweise eine soziale Innovation ins Leben gerufen oder maßgeblich vorangetrieben haben. Frauen, die mit ihren Leistungen besser in eine der anderen Datenbanken passen, werden wir gerne an diese verweisen.

Was bietet die Website www.innovative-frauen.de noch?

Neben dem Herzstück unserer Plattform, der Expertinnen-Datenbank, wird es noch eine ganze Reihe weiterer Angebote geben. Wir werden beispielsweise regelmäßig Fokusthemen veröffentlichen, die eine Einführung in ein aktuelles Thema liefern und gleichzeitig verschiedene Aspekte näher beleuchten. Dafür greifen wir auf die Expertise der innovativen Frauen auf unserer Plattform zurück und binden diese über verschiedene Formate ein.

Außerdem sind wir aktuell dabei, eine Podcast-Reihe zu konzipieren, in der sich exzellente Frauen mit ihren Leistungen vorstellen und gleichzeitig inspirierende Einblicke in ihren Beruf geben können. Ein weiteres Format, mit dem wir die innovativen Frauen von unserer Plattform vorstellen wollen, sind Videoportraits, in denen der Werdegang, die berufliche Tätigkeit und die damit verbundenen Errungenschaften der portraitierten Expertin im Fokus stehen. Längerfristig haben wir geplant, diesen Baustein auszuweiten und daraus einen Leitfaden zu entwickeln, der weitere Frauen dabei unterstützt, selbst ein Kurzvideo von sich und ihrer Arbeit zu erstellen

Habt ihr weitere Angebote geplant, um das Thema „Innovationen von Frauen“ stärker in der Öffentlichkeit zu platzieren?

Um aktuelle Themen zu vertiefen und unseren innovativen Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre Forschungsergebnisse zu verbreiten und ihre Ideen zu präsentieren, haben wir in loser Folge Open-Mic-Veranstaltungen geplant. Dabei handelt es sich um ein Live-Format der Wissenschaftskommunikation, bei dem sich bis zu drei Expertinnen auf einer virtuellen Bühne treffen und live mit den Zuschauer*innen (Studentinnen, thematisch Interessierte, andere Wissenschaftler*innen) über ihre Arbeits- oder Forschungsgebiete diskutieren. Elementar ist hierbei ein initialer Input der Expertinnen sowie die direkte Beteiligungsmöglichkeit der Zuschauer*innen. Die Open-Mics werden live über die Plattform #InnovativeFrauen übertragen und zusätzlich aufgezeichnet, um sie auch im Nachgang für alle Interessierten verfügbar zu machen.


Carola Herbst ist Projektleiterin von #InnovativeFrauen bei kompetenzz, Deutschlands größtem Netzwerk zu den Themen Technik, Diversity und Chancengleichheit. Die Medienpädagogin beschäftigt sich seit 2008 mit den Themen Sichtbarkeit von Frauen im Online & Social Media Bereich. Ihr Herz schlägt für alles Digitale und Innovative.

Das Interview führte Mandy Schoßig.


  09.01.2022 - 10:05     Expertinnen

"Speakerinnen goes Voarlberg"

Gemeinsam Frauen sichtbar machen – das ist das erklärte Ziel von Speakerinnen.org und einer Gruppe engagierter Frauen aus Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland unseres südlichen Nachbarlandes. Das österreichische Projektteam rund um Ruth Swoboda, Bettina Steindl, Andrea Spieth und Brigitta Soraperra hat eine einzigartige Kooperation mit uns aufgegleist: Unter vorarlberg.speakerinnen.org können sich seit heute Expertinnen, Rednerinnen und Fachfrauen aus allen Branchen eintragen und so von Veranstalter*innen sowohl auf der regionalen Seite für Vorarlberg als auch auf Speakerinnen.org gefunden werden.

Wir haben mit Brigitta Soraperra darüber gesprochen, wie es zu dieser Kooperation kam, wie aus der Idee Wirklichkeit wurde und was die Vorarlberger Frauen in Sachen Sichtbarkeit noch vorhaben.

Brigitta Soraperra
Brigitta Soraperra fotografiert von Dietmar Mathis

Die Idee für das Vorarlberger Frauennetzwerk entstand im letzten Jahr und nur 9 Monate später geht vorarlberg.speakerinnen.org online. Wie kam es dazu?

Den Ausschlag bildete das eine Tröpfchen zu viel, welches das Fass zum Überlaufen brachte. Im Herbst 2020 startete das größte Medienhaus in Vorarlberg ein tägliches Nachrichtenformat im Internet. Als nach acht Sendungen immer noch keine einzige Frau dort zu sehen war – weder als Moderatorin noch als Studiogast – verschickte Lea Putz-Erath, die Geschäftsführerin von femail, einer wichtigen Fraueninformationsstelle im Land Vorarlberg, eine empörte E-Mail über ihren persönlichen Adressverteiler.

Diese trug den schönen Titel „Grrr“ und enthielt den Aufruf, dass hier geballte Gleichstellungspower gefragt wäre, um dieser nicht zum ersten Mal wahrgenommenen Nichtbeachtung von Frauen und weiblicher Kompetenz im Land etwas entgegenzusetzen. Diese Mail wurde mehrfach weitergeleitet und es bildete sich sehr schnell ein Netzwerk von circa 40 Frauen, die sich verschiedene Aktionen und Projekte überlegten, um die vorhandene Expertinnenkompetenz in Vorarlberg sichtbar(er) zu machen.

Eines dieser Projekte bildete die Realisierung einer Expertinnendatenbank, weil von Veranstaltern immer wieder das Argument kommt, dass sie leider keine Frau gefunden haben. Dem wollten wir ein für alle Mal Abhilfe verschaffen.

Wer steht hinter der Initiative? Und wie habt Ihr Euch gefunden?

In der großen Gruppe sind es viele verschiedene Frauen aus den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen, von der Intermedia-Studentin über die Bildungsmanagerin bis zur Museumsdirektorin. Auch Genderbeauftragte, Sozialwissenschaftlerinnen, Juristinnen und einige Organisationsentwicklerinnen sind dabei. Gefunden haben wir uns über Leas Initiative und viele haben auch noch weitere Frauen aus ihrem eigenen Umfeld dazu eingeladen.

Das Projektteam für die Expertinnendatenbank besteht aus Ruth Swoboda, Biologin und Direktorin der inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn, Bettina Steindl, Kulturmanagerin und Geschäftsführerin des neuen CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg, Andrea Spieth, Unternehmensberaterin bei Trigon und mir, freie Kulturarbeiterin. Diese Viererkonstellation hat sich ergeben, weil wir uns aus anderen Zusammenhängen schon kannten und Lust hatten, miteinander etwas Handfestes umzusetzen.

Statt eine völlig neue Seite aufzubauen, habt Ihr Euch an das Team von Speakerinen.org gewendet. Wie kam es dazu?

Wir haben zuerst für uns formuliert, welche Anforderungen und Wünsche wir an eine Datenbank hätten. Da kam einiges zusammen. Unser Engagement ist ehrenamtlich und wir haben schnell gemerkt, dass es für uns unrealistisch ist, eine eigene Homepage aufzubauen und zu betreuen. Da wir aber alle vernetzt denken und gerne in Kooperationen arbeiten, hatten wir die Idee, uns irgendwo anzuschließen, zumal es auch für die Nutzerinnen und Nutzer angenehmer ist, wenn es nicht zu viele verschiedenen Portale gibt. Wir haben dann die uns bekannten Seiten nochmals überprüft und Speakerinnen.org hat uns einfach am besten gefallen, vom Aufbau, der Handhabung, der Erscheinung her.

Außerdem finden wir es toll, dass diese Seite international ausgerichtet ist und bereits so viele spannende Frauen registriert sind. Wenn also für eine bestimmte Expertise keine Vorarlbergerin zur Verfügung steht, können dort zahlreiche andere Expertinnen gefunden werden. Deshalb haben wir mit Euch Kontakt aufgenommen und uns sehr gefreut, dass Ihr Euch auf eine Kooperation eingelassen habt.

Was war für Euch hilfreich, damit aus der Idee von vor einem Jahr Wirklichkeit werden konnte?

Besonders hilfreich waren Eure sehr konkreten Vorschläge, wie die Vorarlberger Expertinnen sichtbar gemacht werden können. Also die Idee mit der eigenen Unterseite vorarlberg.speakerinnen.org oder der Themenschwerpunkt auf der Hauptseite im Zuge des Launches. Auch die unkomplizierte Zusammenarbeit war und ist eine große Freude. Und dass wir vom Land Vorarlberg, namentlich vom „Funktionsbereich für Frauen und Gleichstellung“ und von der Marke Vorarlberg finanzielle Unterstützung bekommen haben, um unsere Designerin und Eure Programmierarbeit zu bezahlen.

Welchen Herausforderungen seid Ihr unterwegs begegnet und wie seid Ihr damit umgegangen?

Die Herausforderung lag und liegt vor allem in unseren persönlichen Ressourcen. Wir sind alle beruflich sehr engagierte Frauen, die mit Begeisterung tun, was sie tun. Da war es toll, dass wir als Team funktionieren und die anfallenden Aufgaben aufteilen konnten. Außerdem haben wir mit Marcella Merholz eine ganz wunderbare Gestalterin gefunden, die unsere zum Teil unstrukturierte Arbeitsweise gut gebündelt hat. Was nach wie vor eine Herausforderung darstellt, ist, die Frauen zu motivieren sich einzutragen. Es ist erstaunlich, wie viele kompetente Frauen hierzulande zögern, sich als Expertin zu sehen. Da müssen wir noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten.

Die Webplattform ist nur eine von Euern Aktivitäten – was habt Ihr noch in Vorarlberg initiiert?

Im großen Netzwerk sind wir mit sehr viel Engagement gestartet und es gab einige tolle Ideen, die aber aus verschiedenen Gründen bisher noch nicht alle realisiert werden konnten. Was aber ein richtiges Erfolgsmodell ist, ist der #Xipertinnen-Account auf Instagram, mit dem Angelika Becker seit über einem dreiviertel Jahr wöchentlich tolle Frauen vorstellt. Und wir haben im Dezember in einer wichtigen Wirtschaftszeitung einen Themenschwerpunkt „Expertinnensichtbarkeit“ samt Titelseite realisieren können.

In diesem Jahr sind Veranstaltungen geplant, die junge Frauen an das Thema „Feminismus“ heranführen wollen. Auch ein unkonventionelles Talkshowformat und ein Podcast sind noch in der Pipeline. Ganz wichtig wurde auch der Mailverteiler, bei dem laufend neue Frauen dazu kommen. Er wird mittlerweile rege zum Netzwerken und Infoaustausch genutzt.

Wie pflegt Ihr Euer Netzwerk in Zeiten der Pandemie?

Das Netzwerk wurde ja Ende 2020 im zweiten Lockdown gegründet, das heißt, wir haben nahezu alle Großgruppen-Treffen online durchgeführt. Deshalb sind wir mittlerweile ganz gut darin, Ideen digital miteinander zu entwickeln und das Netzwerk zu pflegen. Als aber im Herbst 2021 endlich ein reales Treffen stattgefunden hat, haben wir gemerkt, dass diese Begegnung enorm wichtig war, um das Feuer aufrecht zu halten und uns gegenseitig zu bestärken. Wir werden also weiterhin eine Mischung zwischen digital und analog verfolgen, und via Mailverteiler aktuelle News austauschen.

Und zum Schluss: Was könnt Ihr anderen Frauennetzwerken mit auf den Weg geben?

Es ist höchste Zeit, dass Frauen medial sichtbar sind und als gleichberechtigte Partnerinnen und Ansprechpersonen in allen Bereichen der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik, der Wissenschaft, etc. wahrgenommen werden. Da wir nach wie vor in einer männlich dominierten Kultur leben, lohnt es sich, wenn Frauen sich gegenseitig unterstützen, fördern, Mut machen, voneinander lernen und Erfolge miteinander feiern.


Brigitta Soraperra ist freischaffende Regisseurin, Kulturvermittlerin und Projektleiterin – unter anderem der Wexelstube – Raum für Begeisterung und der IG Geburtskultur a-z. Zuletzt war sie im Kuratorinnenteam der großen Jubiläumsausstellung „geburtskultur. vom gebären und geboren werden“ im Frauenmuseum Hittisau und organisierte dazu ein interdisziplinäres Rahmenprogramm.

Das Interview führte Mandy Schoßig.


  16.04.2019 - 15:10     Expertinnen

„Aus Wut wird Podcasterinnen.org“

Am Anfang gab es eine Liste: „Frauenstimmen im Netz“ hieß sie. Eine Sammlung von Nele Heise, die Frauen in der Podcast-Landschaft mit ihren Hör-Formaten sichtbar machen wollte. Daraus wurde 2018 mehr: Daniela Ishorst, Michaela Lehr und Nele Heise gründeten gemeinsam die Plattform Podcasterinnen.org. Nach dem Vorbild der Plattform Speakerinnen.org (eigene Aussage) arbeiteten die Drei an der Umsetzung einer Seite, die sich an Podcasterinnen und nicht-binäre Podcastpersonen richtet und diese sichtbarer machen möchte. Außerdem richtet sich die Website an Veranstalter*innen und Podcaster*innen, die zu verschiedenen Themen nicht-männliche Personen als Gäste suchen.

Seit Dezember ist die Plattform für Podcasterinnen und nicht-binäre Podcastpersonen online und Speakerinnen.org hat mit Daniela Ishorst über die Erfahrungen des letzten Jahres gesprochen.

Daniela Ishorst
Daniela Ishorst von Podcasterinnen.org

Daniela, wie wurde aus den „Frauenstimmen“ Podcasterinnen.org?

Podcasterinnen.org entstand erstmal aus einem wütenden Impuls heraus. Nachdem ich auf mehreren Veranstaltung 2017 und 2018 wieder und wieder mit All-Male-panels oder Talks zu der Podcastlandschaft konfrontiert war, platzte mir der Kragen. Diese Wut konnten wir dann zu dritt produktiv umsetzen. Es war aber auch schnell klar, dass wir kein Verzeichnis seinen möchten, in dem alle Daten aus Neles Frauenstimmen Liste landen, sondern dass wir eine Plattform seien möchten, auf die die Leute zukommen.

Speakerinnen.org war da übrigens ein Vorbild, an dem wir uns dann orientiert haben :-)

Ihr richtet Euch sehr explizit an Frauen und nicht-binäre Personen, die Podcasts produzieren. Warum gibt es für diese Gruppen einen besonderen Bedarf an Sichtbarkeit?

Dafür, dass man Frauen nachsagt, sie würden ständig reden, fällt in vielen Podcasts und auf Veranstaltungen zu Podcasts auf, dass Frauen und nicht-binäre Personen häufig gar nicht Teil der Veranstaltung sind.

Mir fällt immer wieder auf, dass Frauen viel seltener zu Gast in Podcasts sind und wenn sie zu Gast sind, reden sie meist deutlich weniger als Männer, ihnen wird häufiger ins Wort gefallen. Manchmal werden sie kaum ernst genommen. Das ist in allen Themenbereichen so, auch im Bereich Podcasting. Deshalb war und ist es uns wichtig, die Leute dafür sensibler zu machen. Am Ende ist die Webseite auch als Kritik zu verstehen. Eine Kritik daran, wie selbstverständlich nicht-männliche Personen immer noch nicht die Sicht- und Hörbarkeit bekommen, die ihnen zusteht.

Seit rund einem Jahr arbeitet Ihr an der Plattform; seit Dezember 2018 seid Ihr online. Was war am schwersten und was am schönsten bis zum Launch?

Die ersten Monate liefen tatsächlich etwas holprig. Wir drei sind alle in Jobs, haben Hobbies, Familie. Podcasterinnen.org ist ein komplett ehrenamtliches Projekt, welches auf wenigen Schultern liegt. Es dauerte etwas, bis sich ein richtiger Arbeitsprozess eingeschliffen hat. Die letzten Wochen vor dem Release verging dann allerdings kein Tag, an dem ich nicht mich Michaela gesprochen, geschrieben oder mich getroffen habe.

Aber das war auch das Schönste. Man lernt sich und die Menschen, mit denen man zusammen arbeitet, nochmal anders kennen. Es war und ist wunderbar, mit Nele und Michaela zusammenzuarbeiten! Zumal ich lange in früheren Jobs zu hören bekommen habe, dass Frauen nicht gut miteinander arbeiten können, weil sie zu zickig sind. Diese Erfahrung war für mich ein wahnsinniges Geschenk.

Ich habe neue Dinge gelernt, die ich gut für meinen Job oder spätere Projekte nutzen kann. Außerdem wurde das alles getragen von dem Gefühl einer Selbstermächtigung. Die Arbeit an der Plattform war also auch ein emanzipatorischer Akt. Und ist es auch immer noch.

Welche Rückmeldungen habt Ihr seither zu Euerm Projekt erhalten?

Wir haben fast durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Es gab und gibt natürlich auch kritische Stimmen, diese kommen aber durchweg von Männern.

Ansonsten werden wir getragen von einer wunderbaren Community, vielen tollen Podcastpersonen, die sich freuen, dass es die Webseite gibt.

Welche Podcaster*innen findet man heute bei Euch? Und habt Ihr Lieblingspodcasts, die Ihr empfehlen wollt?

Man findet mittlerweile zu fast jedem Thema eine Podcastperson. Es sind jetzt knapp 100 Profile online. Das ist schon ganz ordentlich. Die Themengebiete umfassen zum Beispiel Fußball, IT-Security, Erotik, Handwerk, Feminismus, Kunst, Bisexualität, Politik, DIY. Es ist schön zu sehen, über wie viele unterschiedliche Themen gesprochen wird und wie wenig mono thematisch „Frauenpodcasts“ tatsächlich sind.

Als Teammitglied von Podcasterinnen.org ist es jetzt natürlich schwer, den einen Podcast zu empfehlen. Gerade höre ich mich durch einige Podcasts, die von People of Color produziert werden. In dem Bereich hat sich 2018 unglaublich viel getan. Da ich selber über Kunst und Kultur podcaste, findet man natürlich auch aus dem Themenbereich einiges in meiner Podcastliste.


Daniela Ishorst ist selbst Podcasterin und spricht bei kunst & horst über Kunst, Literatur, Theater, Kulturpolitik und einiges mehr. Hauptberuflich arbeitet sie als Assistenz der Geschäftsleitung und Buchhalterin. Bei Podcasterinnen.org setzt sie sich dafür ein, dass die Menschen hinter den Podcasts sichtbar werden.

Das Interview führte Mandy Schoßig.


  19.01.2016 - 16:40     Expertinnen

1.000 Expertinnen - Meilenstein für Webplattform Speakerinnen.org

Heute haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht: 1.000 Expertinnen aller Fachrichtungen sind nun verfügbar. Damit stehen Veranstalterinnen und Veranstaltern nun noch mehr qualifizierte Frauen in vielfältigen Themengebieten als Sprecherinnen, Moderatorinnen, Expertinnen zur Verfügung. Und kann den Frauenanteil bei Konferenzen, Talkshows, Podiumsdiskussionen und vielem mehr erhöhen. Die 1.000te Speakerin Isha Tripathi ist eine Entwicklerin und Wirtschaftsanalytikerin aus Pune (Indien).

Wir freuen uns besonders, dass wir von drei besonderen Frauen lobende Worte erhalten haben.

So sagt beispielsweise Anke Domscheit-Berg, Publizistin, Aktivistin und Unternehmerin, dass Speakerinnen.org einen blinden Fleck fülle: „Frauen werden auch deshalb seltener als Rednerinnen eingeladen, weil sie auf den Radarschirmen der Organisator*innen nicht vorkommen. Diesen blinden Fleck auf den Radarschirmen füllt Speakerinnen.org und hilft denen, die einer Vielfalt an Sachkompetenz Raum geben wollen, dieses Ziel auch zu erreichen.“

Slam Poetin, Autorin und Moderatorin Ninia LaGrande sagt zur Vielfalt und den Möglichkeiten der Expertinnen-Plattform: „’Wir haben keine Frau gefunden‘ gilt mit Speakerinnen.org nicht mehr! Ich schätze an der Plattform besonders die Themenvielfalt und die Gelegenheit, sich sowohl nach außen zu präsentieren, als auch intern zu vernetzen.“

Auch Tina Groll, Journalistin und Redakteurin bei ZEIT Online, unterstreicht die Bedeutung von Speakerinnen.org: „Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an allen Bereichen des Lebens macht erst eine gleichberechtigte Gesellschaft aus. Doch noch immer sind Frauen zum Teil dramatisch unterrepräsentiert, wenn es darum geht, der Öffentlichkeit eine Stimme zu geben - sei es als Expertin, als Entscheiderin oder als Gestalterin. Den Frauen gehört nicht nur die Hälfte des Himmels, wie es ein altes Sprichwort sagt. Ihnen gehört auch die Hälfte aller Plätze auf Podien und Bühnen. Speakerinnen.org macht Frauen sichtbar, die etwas zu sagen haben. Darum habe ich mich auf Speakerinnen.org registriert. Denn es stimmt einfach nicht, dass man nicht für jedes Thema auch eine geeignete Expertin finden kann. Man muss es nur wollen. Und Speakerinnen.org kennen.“

Wir laden Euch herzlich ein, uns zu sagen, warum Ihr Speakerinnen.org wichtig findet und freuen uns auch über alle weiteren Kommentare zur Plattform.


  21.04.2013 - 22:00     Expertinnen

female:pressure - Künstlerinnen zählen

Frauen zählen ist nicht neu. female:pressure zählt seit einer Weile Frauen, die im Bereich elektronischer Musik und Computerkunst arbeiten: DJs, Musikerinnen und Produzentinnen, Vokalistinnen, bildende Künstlerinnen, Bookerinnen, Labelmacherinnen, Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen, die sich mit der Materie beschäftigen.

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