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  28.07.2020 - 15:09     Methoden

„Webseiten von Menschen für Menschen“

Seit dem Frauentag 2020 gibt es auf Speakerinnen.org viele neue Funktionalitäten, Rubriken und ein neues Design der Startseite. Entwickelt hat all das Salit Krac, eine Produkt- und Web-UX-Designerin aus Berlin. Ihr beruflicher Weg führte sie vom Grafikdesign hin zum Produktdesign und wir haben mit Salit darüber gesprochen, welche Gedanken sie bei den neuen Features auf Speakerinnen.org hatte und welchen Weg sie von der Ideenfindung bis zur Umsetzung gegangen ist.

Eine englische Version des Interviews kannst Du hier lesen // please finde an English version of the interview here.

Salit Krac
Salit Krac

Salit, Du hast Speakerinnen.org einige Neuerungen "verordnet" – was sind die wichtigsten neuen Features der Website?

Die wichtigste Funktion, die meiner Meinung nach auch die größte Herausforderung in diesem Projekt war, war die Gestaltung des neuen Filtersystems. Es soll Veranstalter*innen ermöglichen, Referentinnen nach genau ihren Vorstellungen und dabei möglichst einfach und nutzerfreundlich zu finden.

Jemand, der in einer reinen „Frauendatenbank“ nach einer professionellen Rednerin sucht, hat ein gewisses Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, dass Frauen auf den Bühnen und Podien präsent sind. Wir wollen dieses Bewusstsein belohnen, indem wir eine Plattform anbieten, auf der Rednerinnen auf schnelle und angenehme Weise gefunden werden können.

UX heißt ja User Experience – das heißt, Du denkst immer von der Nutzer*in her? Was heißt das genau?

Ein*e erfahrene*r Designer*in oder Produktdesigner*in ist dafür verantwortlich, dass sich das Design einer Website immer um den Menschen, die User*in, dreht. Das mag offensichtlich klingen, da solche Projekte ja von Menschen für Menschen gemacht werden – wie können wir da also überhaupt etwas falsch machen?

Doch leider gehen die Ziele und Bedürfnisse der Benutzer*innen manchmal im Prozess der Produktgestaltung verloren. Selbst in einem Team, das die Bedürfnisse der User*innen im Auge hat, liegt das Hauptaugenmerk häufig auf der Technik. Und das soll auch erst einmal so sein. An dieser Stelle kommt die Produktdesigner*in ins Spiel, die in so einem Team die Aufgabe hat, sich um die nutzerseitigen Elemente zu kümmern, sie an realen Benutzer*innen zu testen, Feedback zu sammeln und diese Daten für ein besseres Designs zu verwenden.

Und hier liegt auch der Unterschied zwischen Produktdesign und Web- bzw. Grafikdesign: Aus der ersten Perspektive bedeutet ein besseres Design nicht ein schöner aussehendes, sondern eines, das es Benutzer*innen ermöglicht, das Produkt einfacher und angenehmer zu benutzen.

Wie gehst Du vor, wenn Du neue Ideen für eine Website entwickelst? Was sind Deine ersten Gedanken?

Ein Gestaltungsprozess ist grundlegend verschieden, wenn die Website oder das Produkt völlig neu ist und wir bei null anfangen, oder wenn es bereits seit einiger Zeit online bzw. auf dem Markt ist und eine bestehende Anzahl von Nutzer*innen hat. Letzteres war der Fall bei Speakerinnen.org – ich bin zum Team dazugekommen, als die Datenbank bereits einige Jahre genutzt wurde. Wir haben aber gemerkt, dass wir Dinge verbessern können. Unser erster Schritt für Veränderungen war, die sogenannte User Experience, also das Erlebnis beim Benutzen der Website, für die Konferenzveranstalter*innen zu verbessern.

Wichtig war zu Beginn, diese Benutzergruppe und ihre Wünsche besser zu verstehen, wenn sie eine Sprecherin für ihre Konferenz suchen. Also: Wie gehen sie an diese Aufgabe heran, was sind ihre Schmerzpunkte? Wir haben Einzelgespräche mit Eventorganisator*innen geführt und zusätzlich Fragebögen verschickt, um noch mehr von ihnen zu erreichen.

Als ich begann, das Design von Speakerinnen.org zu überarbeiten, war es wichtig, bestehende Schnittstellen und Funktionen zu berücksichtigen, um keine zusätzliche Arbeitsbelastung für die Programmiererinnen zu schaffen. Nachdem ich das Design mit dem Team gemeinsam angeschaut und Kommentare und Anmerkungen eingearbeitet hatte, begann die Testphase. Wir haben Benutzer*innen eingeladen, die Website durchzugehen und bestimmte „Aufgaben“ für die Benutzung durchzuspielen. Danach hatte ich ein klareres Verständnis dafür, wo wir richtig lagen mit den Änderungen und was noch weiter verbessert werden kann. Das ist ein sehr iterativer Prozess, quasi eine Entwicklung in mehreren Schleifen, um das Design schließlich bestmöglich zu gestalten.

Nicht zuletzt mussten wir natürlich immer prüfen: Was ist besonders wichtig und was können in diesem ehrenamtlichen Projekt überhaupt leisten, was soll jetzt und was möglicherweise später umgesetzt werden?

Und wie geht es dann weiter, bis die Ideen umgesetzt sind?

Als Produktdesignerin, die nicht nur die User Experience sondern auch die Umsetzung im Blick hat, habe ich mich dann um das User Interface Design (UI) gekümmert.

Was heißt das genau?

In erster Linie geht es hier um das Aussehen einer Seite: Farben, Schatten, Schriftarten, visuelle Elemente. Und dann sollte als nächstes natürlich der Blick auf die zweite Benutzergruppe gerichtet werden – die der Speakerinnen selbst. Die Experinnen, die sich auf der Website registrieren, haben ganz andere Anforderungen an die Benutzung der Seite und so beginnt der Prozess von neuem.

Wie hast Du im gesamten Prozess mit dem Speakerinnen-Team zusammengearbeitet?

Das Team war in jeden Schritt des Designprozesses einbezogen. Das heißt, ich achte darauf, dass ich meine Ideen und Skizzen aus dem Entwicklungsprozess mit anderen teilen kann. Mir hat es sehr gut gefallen, das Team eng in den Prozess einzubinden. Denn es gab viele gute Vorschläge und Ideen aus dem Team, die mir vielleicht so nicht in den Sinn gekommen wären. Im Vergleich zu anderen Teams, mit denen ich zusammengearbeitet habe, hat das Speakerinnen-Team einen, so könnte man sagen, hohen Grad an „UX-Reife“.

Welche Ideen hattet Ihr noch, die jetzt nicht umgesetzt wurden... aber vielleicht in der Zukunft?

Ich finde: Eine Referentin auf Speakerinnen.org zu finden oder anzufragen, sollte so einfach sein wie Online-Shopping auf den trendigsten und intuitivsten Websites und sollte alle Vorteile haben, die wir aus der Welt des E-Commerce kennen. Schön wären also noch: das „Merken“ von Speakerinnen durch Hinzufügen zu eigenen Favoriten. Eine Art Empfehlungssystem (wir wollen dabei keine Bewertung von einzelnen Speakerinnen, aber möglicherweise ein anderes System). Aber auch einfache Funktionen wie die Anzeige der letzten Online-Aktivitäten oder die Anzeige, wie lange eine Speakerin normalerweise für eine Antwort braucht, wären toll.

Wir können noch viel tun, um das Vertrauen in die Plattform zu steigern. Speakerinnen.org ist für mich (und uns) eine Website, die zuverlässig und vertrauenswürdig für die Ansprache von weiblichen Konferenzsprecherinnen, Moderatorinnen etc. genutzt werden kann. Ihre Kompetenzen durch die Website herauszustreichen, ist meine eigentliche Herausforderung.


Salit Krac ist Produktdesignerin und forscht zum Nutzungsverhalten von Menschen. Sie arbeitet in Berlin.

Das Interview führte Mandy Schoßig.


  05.11.2018 - 09:41     Methoden

Mehr Frauen! 3 How tos für eine gute Präsenz auf Podium, Panel & Co.

Immer mehr Frauen aus allen Branchen werden (auch über die Speakerinnen-Plattform) für Bühnenauftritte angefragt. Wie frau sich am besten auf eine Podiumsdiskussion oder einen Panel-Vortrag vorbereitet, beschreiben verschiedene How-tos im Netz. Wir haben Euch drei spannende Artikel zusammengestellt und sind gespannt auf Eure Tipps für Erfolg, Gelassenheit und Spaß auf der Bühne.

Mikrofon
Traut Euch!


„Mehr Frauen aufs Podium! So fühlst du dich auf der Bühne wohl und wirst wahrgenommen“

„Wie bereite ich mich am schlauesten auf einen Vortrag oder eine Teilnahme einer Podiumsdiskussion vor? Wie wirke ich auch mit meiner Kleidung am professionellsten? Kann ich mein Lampenfieber reduzieren? Auf der Bühne komme ich nicht zu Wort; was soll ich tun? Darf ich auf der Bühne Gefühle zeigen? Aus dem Publikum kommt ein scharfer Angriff. Wie reagiere ich souverän?“ Christiane Wolff hat Dos und Dont’s für Podiumsdiskussionen mit Katja Schleicher, Trainerin und Expertin für Public Speaking und Medienauftritte, in Edition F besprochen.


„Auf die Bühne, fertig, los!“

„Die Rituale einer "männlichen Monokultur" kennen. Experten-Tipps für den selbstbewussten Auftritt, zu Körperbotschaften, Revierverhalten und Sprache. Die Botschaft: Seien Sie mutig! Dazu Ursula von der Leyens: „Seien Sie ehrgeizig und verhehlen Sie das nicht. Treten Sie in die erste Reihe, werden Sie sichtbar. Sie können viel mehr, als Sie denken.“ Silke Zorn im Tagesspiegel darüber, wie frau sich selbst in die erste Reihe rücken und den starken Auftritt lernen kann.


„Das Beste was einem auf der Bühne passieren kann, ist eine Panne zu haben“

Unabhängig davon ob Mann oder Frau können wir unsere Performance auf der Bühne immer weiter verbessern. Was „weniger nachdenken“, „nicht partout alles richtig machen wollen“ und „über die Schwierigkeit authentisch zu sein“ damit zu tun hat, wie man und frau erfolgreiche Auftritte absolviert, diskutiert Silvia Follmann im Gespräch mit Führungskräfte-Coach Severin von Hoensbroech ebenfalls auf Edition F.


Und was habt Ihr erlebt? Welches sind Eure Dos und Dont’s für den erfolgreichen Auftritt? Wir freuen uns über Eure Kommentare.


  22.11.2016 - 16:21     Methoden

Auf die Bühne? Auf die Bühne!

So wirst du zur Speakerin – 12 Tipps von Expertinnen

Ich will auf die Bühne – aber wie komme ich da hin?
Wir haben drei etablierte Speakerinnen gefragt, wie sie den Weg auf die Bühne geschafft haben und welche Ratschläge sie Expertinnen geben, die noch am Anfang stehen.

Hier kommen 12 Tipps von Publizistin, Aktivistin und Unternehmerin Anke Domscheit-Berg, der Professorin für Sozialrecht, Politikwissenschaftlerin und Juristin Prof. Dr. Maria Wersig und Maren Heltsche, Datenanalystin und Mit-Gründerin von Speakerinnen.org:

1. Registriere dich bei Speakerinnen.org!
So wirst du von Eventorganisatorinnen und -organisatoren leichter gefunden. Du bist schon registriert? Perfekt! Dann weiter mit Schritt 2.

2. Bewirb dich selbst für Vorträge!
Warte nicht, bis du gefragt wirst, sondern bewirb dich selbst! Das klappt zum Beispiel über einen Call for Papers. Auf Twitter weisen wir übrigens regelmäßig darauf hin.

3. Knüpfe ein Netzwerk!
Hinter dem Weg auf die Bühne steht oftmals eine Empfehlung – also lerne neue Menschen aus deinen Themengebieten kennen, zum Beispiel bei Meet-ups, Konferenzen oder anderen Gelegenheiten!

4. Veröffentliche dein Wissen!
Du bist mit deiner Expertise noch nie an die Öffentlichkeit getreten? Dann wird’s höchste Zeit! Wie wäre es zum Beispiel mit einem eigenen Blog?

5. Such dir eine Mentorin!
Eine Mentorin ist nicht nur wichtig für dein Netzwerk. Sondern auch als Ratgeberin – etwa mit Blick auf die Frage, auf welche Bühne du am besten passt.

6. Trainiere deine Vortragsfähigkeiten!
Das heißt natürlich, jeden Vortrag vorher zu üben. Aber auch: Die grundsätzlichen Fähigkeiten zu verfeinern, etwa über ein Rhetoriktraining oder einen Präsentationskurs.

7. Übe in vertrauter Umgebung!
Du möchtest nicht gleich auf großer Bühne vor 800 Menschen sprechen? Dann übe in kleinem Rahmen – zum Beispiel bei einer Veranstaltung, auf der du dich wohlfühlst, oder durch einen Vortrag bei einer internen Fortbildung.

8. Nutze jede Gelegenheit, öffentlich zu sprechen!
Oftmals sagen Frauen Einladungen ab – etwa, weil sie sich nicht qualifiziert genug fühlen – oder melden sich nicht selbst, wenn die Anfrage auf dem Tisch liegt. Wir sagen: Anfrage annehmen und hingehen! Das bringt gleich ein bisschen Übung und macht auf dich aufmerksam. Aber natürlich gilt: Keine Kamikaze-Aktionen! Die Zeit reicht wirklich nicht für eine anständige Vorbereitung? Dann Hände weg!

9. Sei gut vorbereitet!
Frauen sind oft zu perfektionistisch. Eine gute Vorbereitung ist aber natürlich wichtig – nicht zuletzt, damit die nächste Einladung aufs Podium bald ins Haus flattert. Vielen hilft eine sorgfältige Vorbereitung aber auch dabei, weniger Lampenfieber zu entwickeln.

10. Bleibe authentisch und lebendig!
Verlasse dich bei deinen Vorträgen auf dein eigenes Wissen und deine eigene Erfahrung. Denn wer authentisch bleibt, ist glaubwürdig. Erzähle deinen Zuhörern eine Geschichte, denen sie gerne zuhören wollen.

11. Lass dich nicht verunsichern!
Fehler passieren in vielen Vorträgen – vom Versprecher bis zur versagenden Technik. Dein Stresspegel steigt? Dann versuche, dich selbst zu beruhigen, etwa, indem du tief durchatmest, einen Schluck Wasser trinkst oder dich am Podium festhältst. Such dir im Publikum einen Bezugsmenschen, der dich freundlich und interessiert anschaut. Und dann: Fährst du mit deinem Vortrag fort!

12. Bestehe auf einer angemessenen Vergütung!
Eine zweitägige Vorbereitung, eine vierstündige Anreise, aber kein Geld für den Vortrag? Für einen guten Zweck, ja, vielleicht mal. Grundsätzlich aber gilt: Dein Vortrag muss angemessen vergütet werden – und männliche Speaker sollten nicht mehr bekommen als du.


  10.06.2016 - 10:13     Methoden

Keine Token einladen!

Oder: Wie wir zu mehr Diversity auf der Bühne kommen

Im Oktober findet in Berlin die Codemotion statt – die internationale Konferenz für Entwickler*innen, Programmierer*innen und alle, die sich mit Innovationen, Trends und Zukunft der IT beschäftigen. newthinking, die auch jedes Jahr die re:publica mitorganisieren, suchen noch verstärkt Speakerinnen* für die Konferenz – der Call for Papers läuft noch bis zum 12. Juni 2016.

Wir haben mit Nadine Schildhauer von newthinking darüber gesprochen, warum es bei Tech-Konferenzen noch so wenige Frauen* auf der Bühne gibt und was Veranstalter tun können, damit es künftig mehr werden.

Nadine, ist es denn wirklich so schwer, Frauen als Speakerinnen für Veranstaltungen zu finden?

So schwer, dass Veranstalter*innen eine 90-Prozent-Quote oder ein reines Männer*-Panel rechtfertigen könnten, ist es nicht. Aber es ist doch so schwierig, dass wir bisher noch keine 50% Quote geschafft haben.

Woran liegt es, glaubt Ihr, dass sich weniger Programmiererinnen und Frauen aus dem Tech-Bereich generell auf die Call for Papers zurückmelden?

Ich spreche häufig mit Entwickler*innen und Speaker*innen und die häufigste Antwort, die ich erhalte, nachdem ich Frauen* konkret angeschrieben habe, ob sie am Call for Paper teilnehmen, war: „Ich weiß gar nicht, was ich erzählen soll“. Diese Antwort höre ich zum Teil sogar von Senior Developer*innen. Augenscheinlich begreifen Frauen* ihr Wissen mehr als Arbeits- und Praxiswissen, aber nicht so sehr als Expert*innenwissen, das sie als Best Practice auf der Bühne vorstellen können. Außerdem wollen sich viele 100-prozentig sicher sein, dass ihr Vortrag perfekt ist. Der Eigenanspruch ist so hoch, dass sie lieber gar nicht auf die Bühne gehen. Dabei erwarten wir als Veranstalter*innen keinen perfekten Vortrag. Perfekte Vorträge erwarten wir nur von unseren Keynotes.

Dann gibt es noch einen kleinen Prozentsatz, der sich davon angegriffen fühlt, dass wir dazu ermutigen wollen, einzureichen. Diese Frauen* fühlen sich wahrscheinlich als Token. Diese Angst ist auch völlig berechtigt, aber wir haben den Anspruch, dass sich bei uns alle Menschen wohlfühlen und niemand das Gefühl hat, ein Token zu sein.

Was meinst Du mit Token und warum ist diese Angst berechtigt?

Vielleicht haben einige von euch ein paar Folgen South Park geschaut. Dort gibt es einen Charakter, der Token heißt, einer der wenigen schwarzen Figuren in der Serie. Das macht ihn zum Morgan Freeman unter den Serienfiguren. Damit nehmen sich die Serienmacher*innen selbst auf den Arm und legen den Finger auf die Wunde, wenn es um Diversität im Fernsehen geht. Auf Konferenzen übertragen heißt das, dass wenn man die einzige eingeladene Frau* auf einer Konferenz ist, ist man mit großer Wahrscheinlichkeit ein Token für Veranstalter*innen. Sozusagen der minimalste betriebene Aufwand, um eine Konferenz diverser zu gestalten. Als Sprecher*In sollte man schon aufpassen, dass man nicht zum Alibisymbol wird, andererseits hat man aber auch die Möglichkeit, genau das auf der Bühne auszusprechen.

Was tut Ihr bei newthinking ganz konkret, um dennoch mehr Speakerinnen zu gewinnen? Und wie erfolgreich seid Ihr?

Als wir das erste Mal Frauen*, LGBTIQA Personen und People of Color ansprechen wollten, sind wir auf die Digital Media Women zugegangen, die über ihre Social Media Kanäle unsere Call for Paper-Aufrufe geteilt hat. Wir haben dann natürlich schnell gemerkt, dass das alleine nicht reicht. Im zweiten Schritt sind wir zu Meet-ups gegangen und haben unsere Call for Paper vorgestellt. Wir sind nach den Meet-ups geblieben, haben konkret Personen angesprochen, die auf das Konferenzprofil passen und versucht Überzeugungsarbeit zu leisten, Visitenkarten auszutauschen und an den Personen dran zu bleiben.

Zudem haben wir Communities und Multiplikator*innen angeschrieben. Wir haben unseren Code of Conduct geändert und geschaut, was andere Communities machen, die mehr Erfahrung als wir im Bereich Diversity haben. Das hat uns sehr geholfen. Zudem haben wir auch viel positives Feedback und Kritik bekommen, die nicht an uns abgeperlt ist, sondern die wir durchaus ernst genommen haben. In diesem Jahr haben wir gleich zwei Call for Paper-Workshops gemacht, die sich an Personen gerichtet haben, die noch nie in einen Call for Paper eingereicht haben. Zudem laden wir konkret Sprecher*innen ein, wenn sich nicht genügend auf unseren Call for Paper bewerben. Es ist im ersten Schritt wichtig, Sichtbarkeiten zu schaffen und Role Models zu fördern.

In unseren Programmkomitees versuchen wir sowohl Frauen* als auch LGBTIQs einzubinden, was auch gar nicht so schwer ist, weil es genügend Communities gibt, die einen bei der Recherche helfen. Schwieriger ist es People of Color anzusprechen, weil es in Deutschland im Tech Bereich noch keine Zusammenschlüsse von People of Color existieren. Also: Falls das jemand liest: Wir würden uns wahnsinnig über Strukturen und Ansprechpartner*innen freuen. Außerdem gehen wir für jede Konferenz auf Sponsor*innensuche und probieren Unternehmen zu finden, die sich in dem Bereich engagieren möchten.

Was rätst Du Frauen konkret, die tatsächlich zu einem Thema vortragen wollen?

Übe deinen Vortrag vorher vor Freund*innen oder Personen, denen du vertraust. Sprich deinen Talk mindestens einmal komplett laut durch. Unvorbereitet auf eine Bühne zu gehen, kann zu schlechten Erfahrungen führen. Haltet euch vor Augen: Euer erster Vortrag wird nicht der beste sein und das ist ok. Ihr werdet mit der Zeit besser, je öfter ihr vortragt. Traut euch! Bei der Codemotion Berlin haben wir in diesem Jahr wieder eine Community Stage, dort könnt ihr über Themen sprechen, die nicht fortgeschritten sein müssen, aber dürfen. Nutzt die Gelegenheit, übt und nerdet rum. Wir finden das toll!

Was muss sich noch ändern, damit wir in, sagen wir, in etwa zehn Jahren das Problem nicht mehr haben?

Patriarchiale Strukturen abschaffen, wäre hilfreich. Auf einem niedrigeren politischen und gesellschaftlichen Level würde ich sagen, dass es mehr Chef*innen braucht, die ihre Mitarbeiter*innen dazu ermutigen, über ihr Fachgebiet zu sprechen. Zudem müssen weiße Männer begreifen, dass die Qualität einer Konferenz nicht abnimmt, wenn Veranstalter*innen mehr Frauen* einladen, zugleich sollte nicht der Anspruch erhoben werden, dass die Qualität dadurch zunähme. Es muss ein realistisches Bild von Diversity etabliert werden, das potentielle Sprecher*innen dazu ermutigt, Talks zu halten und nicht den Anspruch erhebt, die Qualität einer ganzen Konferenz aufzuwerten. Das neoliberale Argument und Untersuchungen darüber, dass und ob Unternehmen besser performen durch Diversity Management, finde ich problematisch. Beim Thema Diversity schwingt dadurch ein Performancedruck mit, der ganz klar abgebaut werden muss. Zudem sollte natürlich viel früher in der Schule angesetzt werden, aber darüber sollten lieber Pädagog*innen sprechen. Ein Code of Conduct, sensible Sprache und einfach ein Bewusstsein für subtile und offensichtliche Diskriminierungen würden in vielen Unternehmen schon helfen, damit sich mehr Mitarbeiter*innen eingeschlossen fühlen und sich mehr nach vorne wagen. Dazu gehört auch der Mut, Diskrimierungen anzusprechen und die Akzeptanz, dass nicht jeder gleich eine sensible Sprache drauf hat, diese aber Lernen kann.
Für newthinking als Beispiel heißt das konkret: Wir haben es erst mit Try & Error probiert, sind auch auf die Nase gefallen, haben zugehört und konnten alle gemeinsam dazulernen und kleine Erfolge und Fortschritte feiern. Das ist wohl das wichtigste Learning: Diversity lässt sich nicht von einen auf den anderen Tag implementieren, dazu gehört eine Menge Lernbereitschaft. Diese Lernbereitschaft hat das ganze Team und das schätze ich an meinen Kolleg*innen sehr.

Nadin Schildhauer arbeit seit 2014 bei newthinking an der Schnittstelle von Kommunikation und Event und ist für Pressearbeit und Online-Kommunikation verschiedener Konferenzen zuständig @N_Flux, @newthinking

Jetzt noch zur als Speakerin* für die Codemotion Berlin anmelden


  07.03.2016 - 14:41     Methoden

10 Tips für IT-Konferenz, die für Frauen* interessant sind

Allyson Kapin hat bei Medium kurz aufgeschrieben, was dabei hilft, IT-Konferenzen so zu planen, dass sie für Frauen* attraktiv werden:

1. Seid keine 'Mirror-tocracy', kein Spiegel Eurer selbst
In der IT-Welt heißt es oft, es käme nur auf das Geleistete an: sie sei eine 'Meritokratie'. Tatsächlich kommen häufig die am besten vorwärts, die denen am ähnlichsten sind, die schon dabei sind: meist weiße, heterosexuelle Männer. Ein Weg, um das zu vermeiden, ist das gezielte Organisieren von Podien, Events und Keynotes vom Menschen mit unterschiedlicher Hintergrund, verschiedener Identität und Perspektive.

2. Überwindet die 'Großen Namen'
Konferenzen verlassen sich oft auf bekannte Größen, um viele Tickets zu verkaufen. Da ist was dran, aber genauso wichtig sind unbekanntere Expert_innen, die etwas Neues zu sagen haben.

3. Stellt IT nicht als Meritokratie dar
Benachteiligung aufgrund von Geschlecht und Herkunft sind überall ein Problem und IT ist da keine Ausnahme. Ein Weg der Thematisierung des Problems sind gezielte Diskussionen darüber bei IT-Konferenzen. Eigene Panels sind eine Methode, aber noch mehr Menschen werden erreicht, wenn diese Frage bei anderen Themen mit einbezogen wird, denn viele Menschen fühlen sich davon gar nicht angesprochen und werden nicht extra zu Veranstaltungen gehen, bei denen es um Diversität geht.

4. Organisiert eigene Veranstaltungen für verschiedene Communities
Eigene Events für Frauen* können sehr hilfreicht sein, etwa für Gründer*innen und Investor_innen. Nicht alle mögen solche Extra-Veranstaltungen, aber sie schaffen den Raum, der sonst manchmal noch fehlt.

5. Schafft gemeinsame Regeln
Ein 'Code of Conduct', also Regeln, die für alle bei der Konferenz gleichermaßen gelten - auch auf der Bühne - kann gemeinsam entwickelt werden, mit Input aus der Community. Dazu gehört auch, dass alle wissen, was geschieht, wenn was schiefläuft.

6. Sorgt für inklusive Richtlinien zum Inhalt
Es scheint selbstverständlich, aber es gibt immer noch Konferenzen, die nicht darauf achten, dass Inhalte, Bilder oder Anekdoten alle im Publikum ansprechen. Achtet darauf, dass allen auf der Bühne bewusst ist, dass alle im Publikum mit demselben Respekt behandelt werden sollten.

7. Lasst Eure Konferenz-Kultur nicht bloß eine Bro-grammer-Party sein
Konferenzen sollen auch Spaß machen, aber nicht alle mögen laute Partys mit Alkohol.

8. Fördert Frauen* und People of Color nicht nur als Nutzerinnen, sondern auch als Gründerinnen und Expert*innen
Diversität bedeutet auch, über Frauen* und die zu reden, die nicht weiß sind, wenn wir die aktive Beteiligung an Technologien reden.

9. Stellt Produkte aus, die sich nicht (nur) an 20-jährige weiße Männer richten
Zeigt Unternehmen, die für Frauen* produzieren und nicht nur Start-Up-Apps mit der Zielgruppe junge weiße Männer. Ihre Apps richten sich nach ihren eigenen Wünschen und Werten, deswegen brauchen wir mehr Frauen*, die andere Technologien entwickeln.

10. Kultur am Arbeitsplatz!
Größere Start-Ups erkennen, dass Diversität eine Rolle spielt, aber setzen sich noch nicht genug dafür ein. Konferenzen können dabei helfen, Teilnehmenden aus dem Management konkrete Tips zu geben, wie Unternehmen mehr für eine Kultur tun können, die niemanden ausschließt.

Allyson Kapin hat vor sieben Jahren Women Who Tech gegründet, und seitdem viele Konferenzen beobachtet, die inklusiver geworden sind oder fragen, was sie tun können. Die zehn Tips wurden vom Team von Women Who Tech mit Hilfe einer großen Community zusammengetragen.

Dieser Blogpost ist keine Übersetzung. Das Original findet Ihr hier.


  09.12.2015 - 22:16     Methoden

Zwei, die zusammengehören

"50 Prozent" ist das Projekt, das den Anstoß gab, die Speakerinnen-Liste zu starten. 50 Prozent war bisher ein Blog, in dem dokumeniert wurde, wie viele bzw. wie wenige Frauen* auf bei öffentlichen Veranstaltungen auf der Bühne sind. Bisher waren die beiden zwei getrennte Projekte: Jetzt gehören sie zusammen.

Was heißt das konkret? Ab jetzt gibt es unter dem Dach der Speaker*innen-Liste zwei neue Bereiche:

  • die ganz neu programmierte "50 Prozent"-Datenbank, die Ihr unter 50prozent.speakerinnen.org findet: hier dokumentieren wir, wieviele - oft: wie wenig - Frauen* an den Mikros und auf den Bühnen sind. '50 Prozent' zählt und veröffentlicht den Prozentsatz.

[alt img desc](//blog.speakerinnen.org/images/18/50p-screenshot-700.jpg)
(50 Prozent Screenshot)

  • Im alten '50 Prozent'-Blog gab es zwischen den Zahlen auch gelegentlich Artikel: die haben jetzt ein eigenes Blog bekommen, in dem wir über ähnliche Projekte und Aktivitäten berichten: Es ist unter blog.speakerinnen.org zu erreichen. Hier findet Ihr auch Texte darüber, wie andere das Problem angehen, mehr Diversität in ihre Konferenzen und Panels zu bringen.

[alt img desc](//blog.speakerinnen.org/images/19/sp-blog-methoden-700.jpg)
(Speakerinnen-Blog Screenshot)

Die neue "50 Prozent"-Datenbank ist genau das: endlich eine richtige Datenbank! Bisher gab es nur ein Wordpress-Blog, und jede gezählte Veranstaltung bekam einen eigenen Blogpost, die Zahlen wurden 'per Hand' aufgeschrieben und in Prozente umgerechnet.

Mit dem Umzug in eine Datenbank wird es jetzt viel einfacher, weitere Events bei "50 Prozent" zu dokumentieren. Es gibt endlich ein Formular, in das Ihr die Zahlen der Veranstaltungen eintragen könnt, die Ihr besucht habt oder die Euch sonst aufgefallen sind: Einfach Titel, URL, Zahlen der Speakerinnen insgesamt und die der redenden Frauen* eintragen, gern auch Kontaktmöglichkeiten zu den Veranstalterinnen und weitere Details - fertig! Wer gleich anfangen möchte: hier findet Ihr das 50-Prozent-Formular. Nach dem Eintragen habt Ihr noch 20 Minuten Zeit zum editieren. Alle Events müssen von uns erst freigeschaltet werden, bitte wundert Euch nicht, wenn es nicht gleich auf der Seite erscheint. Im Zweifelsfall hilft eine Erinnerung per Mail an haelfte (at) riseup (dot) net oder Tweet an @haelfte.

Die alten Zahlen sind übrigens nicht verloren: Wir haben alle Zahlen, die in den letzten zwei Jahren hier dokumentiert wurden, in die neue Datenbank migriert. Vielleicht hatten sich einige schon gefragt, warum es im alten 50-Prozent-Blog so still geworden ist: das täuschte. Im Hintergrund wurde am neuen gearbeitet, und dann mussten auch alle alten gezählten Konferenzen per Hand in die Datenbank übertragen werden: Dickes Dankeschön an Mandy Schoßig für endloses Copy&Paste - im Urlaub per Tablet! Auch die Zahlen, die Ihr uns inzwischen per Mail oder Twitter geschickt hattet, sind also nicht verloren, sondern stehen jetzt im neuen '50 Prozent'. Falls doch noch was fehlt: schreibt es gleich selbst ins Formular.

Bisher sind über 200 Events dokumentiert und wir hoffen, dass es jetzt bald sehr viel mehr werden. Weiterer Vorteil: Wir können die gesammelten Daten so viel besser auswerten und übersichtlicher darstellen.
Damit das Projekt auch außerhalb des deutschsprachingen Raums genutzt werden kann, hat jetzt auch die 50-Prozent-Datenbank ein englisches Interface. Dazu gibt's natürlich auch ein englisches Eingabe-Formular.
Bitte teilt diese Links auch international, damit die bei "50 Prozent" bald noch viel mehr Veranstaltungen gezählt werden.

Programmierung und Design von '50 Prozent' sind mit freundlicher Unterstützung von so36.net und Tyranja entstanden. Die Webapp ist in Rails geschrieben und wird auf Gitlab gehostet.

Noch mehr Neues

Auch sonst hat sich einiges getan. Unser Team ist größer geworden: schon seit einigen Monaten gehören Mandy Schoßig und Christiane Weihe zum Speakerinnen-Team. Mandy kümmert sich darum, die Plattform bei Frauen, Netzwerken und Event-Veranstaltern bekannter zu machen und Christiane um Marketing, administrative Aufgaben sowie die Unterstützung der registrierten Speakerinnen. Außerdem bekommen wir für die Hosting-Kosten und kleinere Ausgaben Unterstützung von der Travis Foundation.

Diesen Sommer hat sich die Speakerinnen-Liste wieder am Rails Girls Summer of Code beteiligt. Konkret haben Resla Wesonga und Esther Monchari von Team Techylite aus Nairobi, Kenia, drei Monate am Code gearbeitet. Und dabei Tests hinzugefügt, um sicher zu stellen, dass Speakerinnen.org immer fehlerfrei läuft. Über ihre Erfahrungen haben die beiden einen Blogpost geschrieben, der nur erahnen lässt, wie schwierig es ist, programmieren zu lernen, wenn manche Fragen in deiner Stadt einfach niemand beantworten kann. Respekt und noch mal ein großes Dankeschön an Team Techylite!
Ansonsten arbeiten die Rubymonstas weiter unermüdlich an der Verbesserung der Speakerinnen-Liste.

[alt img desc](//blog.speakerinnen.org/images/20/techylite-at-work-700.jpg)
(Team Techylite)

Wir waren auf bei einigen Events und haben die Speaker*innen-Liste vorgestellt:
* bei der re:publica
* beim Camp des CCC im August bei Berlin Ankündigung
* bei 'Lesbians Who Tech' - dazu gibt es ein Video, in dem Maren erklärt, warum wir die Speakerinnen-Liste gestartet haben
* Tyranja war im September bei der ROSSConf, das ist "Berlin's next Ruby Open Source Software Conference and Hackathon", um über speakerinnen.org zu reden.

Und in der Zündfunk-Sendung des Bayrischen Rundfunks hat Maren im Oktober erklärt, "Warum der Code weiblicher werden muss". Hier zum Nachhören.

Und jetzt?

Hoffen wir, dass Ihr ganze viele Events zählt und eintragt, alle Eure Freund*innen überredet, ein Speakerinnen-Profil anzulegen und dass Ihr uns ab und zu bei Twitter besucht! Alles, was mit Zahlen und Events zu tun hat, bei denen zu wenig Frauen* auf der Bühne sind, geht an die @haelfte, und Vorschläge für Speaker*innen oder Konferenzen, die welche suchen, gibt's bei den @speakerinnen.

Und über Feedback freuen wir uns natürlich auch.


  01.11.2013 - 23:00     Methoden

Die Kunst, die richtige Frau für's Panel zu finden

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Die neue Website 'Learn to search' setzt sich ironisch mit dem oft gehörten Einwand auseinander, dass es schwierig sei, geeignete Frauen für Technik-Konferenzen und Panels zu finden.

Gerade Menschen, die ständig mit dem Internet zu tun haben, müssten eigentlich die Fähigkeit haben, im Netz zu finden, was sie suchen. Dennoch, so 'Learn to search', waren 2012 nur sieben Prozent der Konferenzen gleichmäßig mit Männern und Frauen besetzt.

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